Die Geschichte des Heimathauses
Bereits Ende der 80er-/Anfang der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts entstand die Idee, einen Raum zu schaffen, in dem wir Kirchhellener Geschichte erleben können.
Diese Idee nahm im Laufe der Zeit immer mehr Konturen an und auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude wurde man bald fündig. Auf dem Gelände des Kulturzentrums Bürgerverein Hof Jünger steht zu dieser Zeit der alte Hof Hilp/Heisterkamp leer, der bereits um 1660 im Vestischen Lagerbuch, das nach dem 30-jährigen Krieg eingerichtet wurde, erwähnt wird und dessen Gebäude in den Ursprüngen aus der Zeit um 1850 stammt. Dieser alte Bauernhof, an einem historisch markanten Ort, über den es mit dem dortigen Oberhof die ersten Aufzeichnungen von Kirchhellen überhaupt gibt, schien ideal zu sein, um dort ein Heimathaus zu errichten.
Die Gebäude, welche der Stadt Bottrop gehören und 1997 dem Bürgerverein für den symbolischen Betrag von einer D-Mark übertragen wurden, waren vom Abbruch bedroht und in einem solch schlechten und unbewohnbaren Zustand, dass sie für den angedachten Zweck komplett renoviert und hergerichtet werden mussten. Eine Aufgabe, die trotz möglicher Eigenleistungen nur mit einem hohen finanziellen Aufwand zu bewältigen war, der für unseren Verein für Orts- und Heimatkunde alleine nicht zu realisieren schien.
Trotzdem wollte man sich die Chance ein Heimathaus errichten zu können nicht entgehen lassen. Aus diesem Grunde entschloss man sich, die anstehenden Arbeiten in Gemeinschaft mit dem Bürgerverein Hof Jünger und der Kolpingsfamilie Kirchhellen durchzuführen. Die Arbeiten sollten dabei in zwei Abschnitten Schritt für Schritt, gerade so wie finanzielle Möglichkeiten zur Verfügung standen ausgeführt werden.
Nach den Plänen des Architekten Hans A. Biefang kam es im ersten Abschnitt daher zunächst zum Ausbau des Hauses 1, dem ehemaligen Hofgebäude, welches unterstützt durch zahlreiche Handwerker aus Kirchhellen und durch die Kolpingsfamilie 2001 fertiggestellt werden konnte. Hier entstand ein Foyer, sanitäre Anlagen und eine Studiobühne, die seitdem für das Kulturprogramm des Bürgervereins und Veranstaltungen anderer Vereine genutzt wird.
Haus 2, das ehemalige Wohnhaus, sollte in einem zweiten Abschnitt zum Heimathaus ausgebaut werden. Hierfür würden jedoch ca. 125.000 Euro benötigt. Auch wenn es deshalb zunächst nur eine Vision war, so stand das Konzept für die Nutzung des Heimathauses bereits frühzeitig fest. Es bestand von Anfang an Konsens darüber, dass es kein klassisches Heimatmuseum mit einer statischen Ausstellung sein sollte, sondern vielmehr ein lebendiger Ort mit wechselnden Ausstellungen, der von allen drei Vereinen genutzt werden kann. Hier sollen Gegenstände, Materialien und Schriften aus der Geschichte Kirchhellens einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Gleichzeitig soll das Heimathaus Schulen und Tageseinrichtungen für Kinder als außerschulischer Lernraum dienen. Durch ständig neue Exponate soll der Besuch des Heimathauses für Einheimische und Gäste immer wieder neu ein interessantes Erlebnis werden. Auch das bisherige beengte Archiv unseres Vereins würde so endlich einen angemessenen Platz erhalten.
Nach Fertigstellung von Haus 1 begann man bald mit den Arbeiten am Heimathaus. Auch hier stellten örtliche Handwerker ihre Arbeiten kostenlos zur Verfügung. Unterstützt von einigen ehrenamtlichen Helfern und Vereinsmitgliedern wurden die Arbeiten schrittweise ausgeführt. Allerdings kam man in den Jahren bis 2012 nur zögerlich voran. Zunächst ging es darum das Haus zu stabilisieren, trocken zu legen und zu entkernen. Auch das Dach und der Dachstuhl mussten restauriert und der Keller verfüllt werden. Zum 100-jährigen Bestehen des Vereins für Orts- und Heimatkunde im Jahre 2013 wurde die Angelegenheit dann deutlich vorangetrieben. Eine eigens für das Heimathaus ins Leben gerufene Lotterie brachte wieder Geld in die Kasse, so dass Baumaterialen gekauft und mit Hilfe heimischer Firmen weitergebaut werden konnte. So wurde quasi durch eine stützende Holzkonstruktion ein Haus im Haus gebaut.
Bis Ende 2014 erzielte der Verein mit einer weiteren Jahres-Lotterie (3.200 Euro), der Unterstützung heimischer Firmen und Vereine, der Bewilligung von Finanzmitteln durch die Bezirksvertretung Kirchhellen (6.700 Euro aus Restmitteln), sowie den Spenden von Mitgliedern des Vereins für Orts- und Heimatkunde (10.000 Euro) und insbesondere der Söller-Stiftung (20.000 Euro) so viele Einnahmen, dass zahlreiche Arbeiten abgeschlossen werden konnten. Auch der Verein „Natürlich Kirchhellen“ übernahm Rechnungen in Höhe von 5.000 Euro. Hinzu kommen regelmäßige finanzielle Unterstützungen durch die Internetplattform „Kirchhellen.de“.
Durch diesen einzigartigen Zusammenschluss so zahlreicher Personen, Institutionen, Betriebe und Gruppierungen aus Kirchhellen konnte bisher eine Betonsohle eingebaut werden, um eine größere Raumhöhe zu gewinnen. Ebenso wurde ein neuer Wasseranschluss hergestellt und das Haus an die Erdgasversorgung angeschlossen. Weiterhin wurden neue Fenster eingebaut und die Außenwände bearbeitet. Im Obergeschoss konnte eine Balkendecke eingezogen werden.
Damit war ein gutes Fundament gelegt und die Fertigstellung schien in absehbarer Zeit erreichbar zu sein. Trotzdem fehlten weiterhin Mittel, um eine Heizungsanlage und eine komplett neue Elektroverteilung installieren, sowie den Trockenausbau zu Ende führen zu können. Unermüdlich versuchte der Vorstand deshalb weitere Geldquellen zu erschließen, um das benötigte Baumaterial erwerben und Aufträge an ortsansässige Firmen vergeben zu können.
Neben zahlreichen Anfragen, so z.B. beim Innovation-City-Projekt, der NRW-Stiftung, der Bottroper Bürgerstiftung, der RAG-Stiftung und erneut bei der Bezirksvertretung Kirchhellen folgten unzählige Spendenaufrufe bei allen erdenklichen Veranstaltungen im Ort, so z.B. auch beim Spendenlauf der Kirchhellener Grundschulen.
Ende April 2015 erhielt das Projekt dann endlich den erhofften Schub. Aus Düsseldorf kam die Nachricht, dass die NRW-Stiftung so vom Konzept des Heimathauses überzeugt sei, dass man unter der Bedingung, dass das Bauvorhaben bis spätestens Ende 2017 fertiggestellt sein muss, eine Förderzusage über 63.000.- € abgab. Damit war sichergestellt, dass das Projekt nunmehr in absehbarer Zeit zu Ende gebaut werden konnte.
Auch für die Elektroinstallation gab es Mitte 2015 tatkräftige Hilfe. Der Energieversorger Emscher-Lippe-Energie (ELE) nahm sich der Arbeiten im Rahmen seines Projektes "ELE packt an", an und führte mit einer Gruppe Auszubildender die Verlegung der elektrischen Leitungen und Montage der Steckdosen und Schalter aus. Mit dieser Aktion, bei der Auszubildende unter Anleitung von Pensionären und ehrenamtlichen Mitarbeitern gemeinnützige Arbeiten unterstützen, die ansonsten nicht realisiert werden könnten, kam man der Eröffnung des letzten noch nicht genutzten Gebäudeteils des ehemaligen Hofes Heisterkamp wieder ein Stück näher.
Weiterhin konnten die Decken abgehängt, Fliesen und Teppichböden verlegt, sowie Wände verkleidet und gestrichen werden. Auch die Treppe wurde aufgearbeitet und eingebaut. Die Verträge zwischen den beteiligten Vereinen zur Beteiligung an den regelmäßig anfallenden Kosten wurden unterschrieben.
Am 21. Mai 2016 feierten wir die Eröffnung unseres Heimathauses am Welbraucksweg 2. Nach jahrelanger Renovierung des alten Bauernhofes Heisterkamp entstand dort ein Haus mit einem besonderen Konzept. Ein lebendiges Heimathaus soll es sein, in dem nicht nur die Kirchhellener Geschichte dargestellt werden soll, sondern vielmehr wechselnde Ausstellungen zum Besuch einladen. Ebenfalls soll es als außerschulischer Lernraum genutzt werden und Treffpunkt für Jung und Alt sein. Es enthält eine Schreibstube und ein Teil unseres Archives, in dem die Kirchhellener Geschichte weiter erforscht werden kann. Ein Seminar- und Vortragsraum für weitere Veranstaltungen runden die Nutzungsmöglichkeiten ab.
Hof Heisterkamp im September 2009 vor Beginn der Umbauarbeiten
Stand der Umbauarbeiten im März 2015
Offizielle Eröffnung des Heimathauses am 21.05.2016